Diese Seite spricht nicht im Namen "der Quelle" oder der Autoren Varda Hasselmann/Frank Schmolke. (Dank an dieser Stelle, für die Erlaubnis Buchzitate verwenden zu dürfen) Diese Seite gibt lediglich die Ansichten des Autors dieser Webseite wieder, so wie er "die Worte der "Quelle" interpretiert.
   
                                                            kleine Geschichten
                                                                       
   

Das kleine Tal...

Es war einmal ein kleines Tal mit einem tiefen, klaren See, umgeben von den höchsten Bergen. Kein Weg führte in dieses Tal und nie hatte ein Mensch es je betreten.

Das kleine Tal schaute sehnsuchtsvoll zu den hohen Gipfeln hinauf und lauschte den eindrucksvollen Worten, die man dort oben sprach. Ab und zu hatte das kleine Tal auch schon mal etwas hinaufgerufen, aber die hohen, stolzen Berge warfen höchstens irritiert einen Blick hinunter, wer sich da in ihre ach so wichtigen Gespräche einmischte. Eine Antwort gaben sie nie.

Das kleine Tal mit dem tiefen See war einsam und dachte: "Eines Tages werde ich auch so groß sein, wie ihr." Und so vergingen viele Millionen Jahre.

Dann plötzlich in einer Nacht, als das Tal wieder einmal von hohen Bergen träumte und der tiefe See leise seine Wellen dazu bewegte, kam ein Engel und sagte: "Morgen kommt GOTT in dieses Tal." Mehr sagte er nicht.

Das kleine Tal war sehr aufgeregt. Was, wenn es gar kein Traum war, wenn wirklich morgen GOTT käme? Zu ihm, in dieses kleine Tal. Wenn ER zu ihm sprechen würde und es fragen, ob es einen Wunsch habe. "Ja!, ich möchte so groß sein, wie diese schönen, hohen Berge um mich herum", hörte das kleine Tal sich sagen.

Der Tag kam, doch nichts geschah. Erst am Abend, als die Sonne schon unterging, war plötzlich ein Singen und Brausen in der Luft und dann kamen Engel und schließlich kam GOTT und ging durch das Tal. Das kleine Tal war so aufgeregt, dass es nicht wagte, auch nur ein Wort zu sagen. Das ganze dauerte nur wenige Minuten, dann war es vorüber. Aber die letzten Worte, die GOTT zu einem Engel noch sprach, hatte das kleine Tal gehört. "ICH habe dieses wundervolle Tal geschaffen für diesen einen Augenblick. Dazu musste ICH extra alle die hohen Berge drum herum errichten, nur damit es dieses kleine Tal gibt. ICH liebe es sehr und schaue oft von oben herunter. Und in seinem kleinen, klaren See spiegelt sich der ganze Sternenhimmel und das Universum und ICH kann mich darin sehen."

Das kleine Tal war beschämt und weinte dann voller Glück, und dann dachte es: "Ach ja, ich mag diese hohen Berge zwar sehr, aber sollen sie doch unter sich bleiben. Wenn sie nicht verstehen, dass sie nur hohe Berge sind, weil es mich, das tiefe Tal gibt, dann will ich sie auch nicht. Sollen sie doch zu mir herunter kommen."

Später dachte es noch mit einem kleinen zufriedenen Lächeln: "Allerdings..., es wäre schon schön, mal den einen oder anderen Gipfel zu besteigen."

* * *

Der Mann in der Wüste...

Ein Mann irrte durch die Wüste und er wusste, dass wenn man ihn nicht bald fände, sein Leben zu Ende sein würde. Er fing schon an zu phantasieren. Dann fiel ihm GOTT ein, an den er nie so recht geglaubt hatte, von dem es aber hieß, dass er immer da sei, für jeden.  

Und er sprach mit krächzender Stimme: "Gott, wo bist Du denn? Wenn es Dich gibt, warum hilfst Du mir nicht?"

Aber es geschah nichts. Er hatte es auch nicht wirklich erwartet. Er schleppte sich Meter für Meter weiter, dem Verdursten nahe.

Dann fing er wieder an: "Gott, warum tust Du mir das an? Wenn es Dich gibt, warum lässt Du zu, dass soviel Unglück in Deiner Welt geschieht?

Er bekam keine Antwort. 

Dann nach weiteren Stunden fing er nochmals an: "Gott, ich weiß, dass ich hier sterben werde. Aber gib mir nur ein Zeichen, dass Du da bist und mein Leiden und meinen Tod siehst."

Da bemerkte er plötzlich neben sich Fußspuren, die sich mit den seinen vorwärts bewegten.

Und eine Stimme sprach: "Ich bin bei Dir." 

Der Mann konnte es nicht glauben, aber es war tatsächlich so, neben ihm ging noch jemand, den er nicht sehen konnte, aber der seine Fußspuren neben seinen in den Sand drückte.

Irgendwann verlor der Mann das Bewusstsein. Er erwachte in einer Oase unter Palmen im Schatten, und Wasser einer Quelle plätscherte in der Nähe. Da erinnerte er sich an den langen Weg und sagte: "Ich habe es also geschafft."

Dann fiel ihm GOTT wieder ein. Dann erinnerte er sich an die Fußspuren. Es ließ ihm keine Ruhe und er ging an den Rand der Oase, dort, woher er gekommen sein musste. Und da sah er, was er erwartet hatte. Es gab nur eine Spur, die hierher führte. Seine eigene Spur.

Er sagte: "Siehst Du Gott, ich habe Dich nicht gebraucht und Du hast mir ja auch nicht geholfen. Meine Fußspuren beweisen es, dass Du nicht neben mir gegangen bist, dass es nur eine Halluzination war."

Da sagte eine Stimme: "Das sind nicht Deine Fußspuren. Ich habe Dich getragen."

* * *

Der alte Baum...

Es war einmal ein alter, großer Baum. Irgendwann sagte er zu sich selber: "Ich bin nicht allein, die Sonne scheint auf mich und gibt mir Kraft, die Erde trägt mich und gibt mir Halt. Und viele Tiere finden Schutz in meinem Blätterwald und meinem Schatten. Und alle sehen mich von weitem. Und den Wanderern, die von weit her kommen, gebe ein Ziel an ihrem Horizont, und mancher verweilt eine Zeit in meinem Schatten, bevor er weiterzieht. Ich bin so viele tausend Jahre alt und nie allein."

Das sagte der alte Baum. Aber wohin er auch schaute, in seiner Nähe war kein anderer Baum. Er hatte eine Ahnung, eine ganz tiefe, ferne Erinnerung, an den Wald und an die Berührung mit anderen, die ihm gleich waren. Aber das muss lange her gewesen sein. Da irgendwo in der Ferne, da waren die Wälder und da waren die anderen. "Nein, ich bin nicht allein, sie sind alle da", sagte er.

Dann aber kam ein kleiner Gedanke und fragte: "Aber wie können wir dorthin kommen, da, wo die anderen sind?" Der alte Baum dachte lange nach, es dauerte viele, viele Jahre, bis er die Antwort fand. "Ich schicke Dich dorthin, meinen Gedanken." Und nach einer Weile fügte er hinzu: "Und ich brauche dazu meinen Freund, den Wind. Ich werde ihn fragen." 

Bald darauf kam ein heftiger Sturmwind auf, der über das Land fegte und er nahm die Blätter von dem alten Baum mit und trug sie hierhin und dorthin und manche kamen später mit dem Wind auch wieder zurück und lagen zu den Füßen des alten Baumes und erzählten ihm, was da in der Ferne war. "Wir sind nicht allein."

Manchmal fühle ich mich, wie ein Blatt im Wind, das überall hin geweht wird. Und ich will
diese langen Reisen machen, für meinen Baum. Ich bin der kleine Teil, den er ausgesandt
hat, um die Welt zu erkunden. Und irgendwann darf ich wieder zu ihm zurück und werde
zu seinen Füßen liegen und wieder zu einem Teil von ihm. Ich bin nicht allein. Ich bin ein
kleines Blatt im Wind und in der großen Welt.

 

* * *

Der Priester...

Ein junger Priester, der von seinem Glauben vollständig erfüllt war, wurde einst zu einem kranken, sterbenden Kind gerufen. Er kannte dieses Kind und liebte es sehr, mehr als die anderen Kinder seiner Gemeinde. Und er sah das unendliche Leid der Mutter. Er betete zu GOTT: "Herr, ich gebe Dir alles, nimm mir das Liebste, das ich habe, aber gib diesem Kind das Leben."

Das Kind wurde gesund. Der Priester zog eines Tages fort an einen anderen Ort. Dort sah er viel Leid und Elend. Sein Leben wandelte sich. Er wurde selber krank, verfiel dem Wein und der Völlerei und mancher Lust. Er übte sein Priesteramt nur noch schlecht aus. Sein Glaube wurde kleiner und kleiner und bald glaubte er an nichts mehr, nur noch an den Tod und das Nichts danach. Als er altgeworden auf dem Sterbebett lag, und ein junger Priester kam, um ihm die letzten Sakramente zu geben, konnte er nicht einmal dafür dankbar sein und wandte sich ab.  

Aber als er tot war, sah er sich auf einem Weg zu einem Licht und erinnerte sich wieder. Als er an das Himmelstor kam, empfing ihn ein Engel mit solch großer, unausprechlicher Würde, dass er nicht wagte, ihn anzuschauen. "Wir haben schon lange auf Dich gewartet", sagte der Engel.  Der Priester stammelte leise voller Angst, Demut und Reue: "Ich weiß, und ich bin bereit, für meine Sünden zu büßen und ins Fegefeuer zu gehen."

"Nein", sagte der Engel. "Ich habe den Auftrag, Dich zu IHM zu bringen, zu GOTT selber."

"ER wird Gericht über mich halten wollen", sagte der Priester. Doch der Engel schwieg. 

GOTT aber sagte zu ihm: "Du hast mir damals aus Liebe einen Tausch angeboten und ich habe das genommen, was Du mir angeboten hast. Das Liebste, was Du hattest, Deinen Glauben. Alles, was Du danach getan hast, das tatest Du auch für mich, denn alles bin ich selber und alles geschieht in mir. Und nun ist alle Schuld bezahlt. Gehe hin in Frieden."  

Der Priester erwachte aus einem Traum und befand sich wieder auf dem Sterbelager. Er stand auf und statt nur zu glauben, hatte er Gewissheit in sich. Er lebte noch viele Jahre und gab all das weiter an die, die nach GOTT suchten.

 * * *

Der arme Holzfäller...

Klugheit oder Weisheit?
Ein armer Holzfäller machte sich nach einem langen Arbeitstag auf den Heimweg. Er war müde und hungrig. Als er an eine Stelle im Wald kam, wo der Weg durch eine Furt eines Baches geht, sah er dort ein altes Weib auf einem klapprigen Fuhrwerk mit einem Ross davor, das sich vergeblich mühte, aber nicht vorankam.

Die Alte schaute mürrisch und rief dem Holzfäller zu, er solle ihr doch helfen. Der schaute, legte schweigend seine Axt und seinen Beutel beiseite und stieg in das knietiefe Wasser. Ein Rad hatte sich zwischen den Steinen verklemmt und so sehr er sich auch anstrengte, er bekam es nicht frei.

"Warte einen Augenblick...", sagte er. Er nahm seine Axt und ging etwas in den Wald hinein, zu einer Stelle, die er kannte, wo junge Bäume standen, so dick nur, wie seine Arme. Einen davon wählte er aus und fällte ihn mit der Axt. Dann ging er zu der Alten mit ihrem Fuhrwerk zurück. Dort setzte er den Stamm als Hebel unter das Rad und konnte es mit großer Anstrengung anheben. Das Ross spürte, die Bewegung und strengte sich ebenfalls an und bald war das Fuhrwerk wieder frei und aus der Furt heraus.

"Komm her!" rief die Alte, "ich will Dich belohnen". Der Holzfäller schaute und sagte: "Ich hab es nicht für einen Lohn getan". Da verwandelte sich die Alte in eine wunderschöne Fee mit einem prachtvollen Wagen und einem starken Ross davor. Sie wies auf das Fuhrwerk, auf dem einige Säcke standen, auf denen etwas geschrieben war, aber der Holzfäller war ein einfacher Mann und konnte nicht lesen. Und die Fee sagte: "Das ist Klugheit, ich habe die Aufgabe, sie überall hinzubringen, wo sie nötig ist. Und das sind nicht wenige Orte. Nimm Dir davon, soviel Du willst. Sie kann Dir viel nützen in dieser Welt."

Der Holzfäller erwachte aus seiner Starre und begriff, dass er soeben Zeuge eines Zaubers war. "Warum hast Du Dich und Deinen Wagen nicht selbst befreit, wo Du doch eine Fee bist?" "Dann hätte ich Dich nicht hier getroffen", antwortete sie. Der Holzfäller schaute und konnte sich nicht entscheiden. Er sah noch ein kleines Säckchen, in dem nur wenig war und deutete darauf. "Und was ist das dort?"
"Oh!", sagte die schöne Fee, "das ist nur Weisheit, damit kannst Du in dieser Welt nicht viel anfangen, aber um so mehr in Deinem Herzen." "Dann nehme ich davon etwas", sagte der Mann. "aber erst will ich noch diesen gefällten Stamm zurückbringen, an seinen Ort und den Bäumen dort danken."

Die schöne Fee erstrahlte erneut in noch hellerem Licht und sagte: "Du hast schon bekommen, was Du gewählt hast." Und schon war der ganze Zauber vorbei. Die schöne Fee samt Ross und Wagen waren verschwunden. Und der Holzfäller wunderte sich noch mehr und verstand nun gar nichts mehr. Er sagte nur leise: "Vielleicht hätte ich doch lieber Klugheit nehmen sollen?"

Als er dann müde und erschöpft an seiner Hütte ankam, lief ihm schon sein Weib entgegen, mit dem Töchterchen an der Hand. "Hast Du den Wagen mit der alten Frau gesehen?", fragte sie. Nein, der Holzfäller hatte ihn nicht gesehen. "Schau, was sie gebracht hat.", sagte die Frau. Und es waren Säcke voll mit Getreide und Kartoffeln und Mehl und vielem anderen. "Wir haben genug für lange Zeit, und müssen nicht hungern.", sagte die Frau. Der Holzfäller schaute schweigend und fühlte die Wärme seines Herzens. Und er beschloss, niemandem seine Geschichte von der Fee zu erzählen, auch seinem Weib nicht.

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(wird fortgesetzt)

 

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 © 1.Jan.2007