(20.12.2010)
Was ist "das Ego"?
Die Arbeit des Egos...
Das Ego ist eine geistige Instanz, die mit dem Beginn der
Inkarnation in der Psyche heranwächst. Es bestimmt zum großen Teil unser Denken
und Handeln. Nur in besonderen Augenblicken, in denen wir frei von
Konkurrenzdenken, von Ehrgeiz und Wollen sind, können wir uns vom Ego frei
machen.
Nach der Archetypen-Seelenlehre vergehen Psyche und Ego
zusammen mit dem Körper nach dem Tode. Was bleibt sind jedoch, wie Spuren im
Sand, die Erfahrungen aus allem Tun, das vom Ego bestimmt wurde. Und das ist gewiß nicht wenig.
Über die Seelenalter Säugling und Kind brauchen wir nicht
viel zu sprechen. Eine solche Seele hat in ihren Inkarnationen keinen Bedarf an
solchen Themen. Es gibt diese geistige Welt für sie gar nicht.
Selbstverständlich haben sie ein Ego. Und was für eines!
Bei den Jungen Seelen ist es schon anders. Sie können sich
mit diesen Themen auseinandersetzen und tun es auch, aber bleiben nicht dabei.
Es gibt noch zu vieles andere zu erforschen.
Als Reife Seele erst hast du die Möglichkeiten, dein Ego zu
erkennen und zu sehen, daß du mehr bist, als nur ein Haben- und Konsumierenwollen oder ein (Be-)Siegenwollen. Damit beginnen die Probleme. Genauer gesagt,
mit den Zweifeln am Tun des Egos. Aber das Ego geleitet dich immer noch sicher
an deine Ziele. Du siehst, was du siehst und weißt, was du weißt.
Als Alte Seele verlierst du immer mehr die Überzeugung, daß
dies alles sei. Ein Ego produziert Wahrheit. So war es immer schon. Und wegen
dieser Wahrheit schlagen sie sich die Köpfe ein und führen Kriege, weil jeder
für die Wahrheit kämpft. Für seine Wahrheit.
Als Alte Seele hast du damit ein echtes Problem, denn du
hast längst gelernt, daß Wahrheit keinen Allgemeinanspruch hat.
Selbstverständlich ist es tagsüber hell und nachts dunkel, aber das ist nur "die
Wahrheit der Fakten". Um solche Wahrheiten wird seltener ernsthaft gestritten.
Gestritten wird immer um die Bedeutung oder den Wert eines Geschehens oder einer
Sache.
Als Alte Seele erfährst du nun etwas völlig Neues: Nicht
nur, daß jeder seine eigene Wahrheit kreiert und besitzt, sondern, daß all diese
Wahrheiten tatsächlich "wahr" sind, abgesehen von den wenigen Fällen, wo es um
Irrtümer über die Fakten geht. Und da du als Alte Seele mehr und mehr schon mit
einem Bein auf der Astralebene stehst, hast du auch Möglichkeiten, dieses Wissen
dort zu reflektieren. Du spürst, daß es Mächte gibt, die hinter diesen
Wahrheiten stehen. Aber keine, die eine einzige Wahrheit vertritt und damit alle
anderen für ungültig erklärt.
"Es gibt keine allgemeine Wahrheit." Damit verabschiedest
du dich mehr und mehr von dem Vergnügen, welches ein starkes Ego dir bereiten
kann, indem es dich zielstrebig "zur Wahrheit führt", zu seiner Wahrheit.
Es ist mit einem starken Ego ein wenig so, wie mit dem
Motorradfahren. Der Genuß der Kraft und der Beschleunigung... Und nun - als Alte
Seele - steigst du wieder um aufs Fahrrad und bewegst dich aus eigener Kraft.
(Was in den späteren Zyklen der Alten Seele noch kommt, weiß ich nicht. Es liegt
noch vor mir, aber mir ist schon mulmig.)
* * *
Wie wächst und entwickelt es sich?
Was sind seine Aufgaben?
Kann man sein Ego unter Kontrolle bringen?
Du bist an jedem Tag eine Kopie dessen, was du gestern
warst. Das gilt nicht nur für die ständige Erneuerung der Zellen des Körpers, es
gilt auch für den Geist und die Psyche. Was du im Geiste heute bist, ist eine
Erinnerung an das, was du im Geiste gestern warst. Die Gedanken von gestern
umgeben dich heute wie ein Geruch, der dir anhaftet. Darum kannst du nicht von
heute auf morgen ein gänzlich anderer sein.
Nenne es "Weltgedächtnis" oder "Akasha-Chronik" oder wie
immer du willst. Alles was du bist und jemals warst, ist in deiner eigenen Seele
gespeichert und aufbewahrt für immer. Und du mit deiner Seele bist wiederum Teil
eines größeren Gedächtnisses. Auch dieses gliedert sich in die unendliche Kette
ein, und letzten Endes ist alles "das Grenzenlose", das "All-das-was-ist". Ein
unendliches Bewußtsein, dem jeder Funke von individuellem Bewußtsein über die
Äonen der Zeit entgegenstrebt.
Das Ego...
Das Ego von heute ist "die Erinnerung an deine Gedanken und
Emotionen von gestern". Es muß sich aus dieser Erinnerung ein neues Gewand
kreieren, damit du heute nicht ein gänzlich anderer wie gestern bist. "Damit du
dich selbst wiedererkennst.".
Es kann wie "eine gute Kopie" sein. So gut, daß niemand,
auch du selber nicht, einen Unterschied bemerkt. Und doch, sind die subtilen
Details "erneuert" und gänzlich anders. Du bist heute wieder nur eine Kopie
deines gestrigen Seins. Und damit alterst du. "Dein Körper altert, weil die
Kopien der Kopien immer ein wenig schlechter werden." Das ist das Altern.
Und wo ist die Kopie von gestern und die von vorgestern und
davor...? Sie wird abgelegt in einem großen Fundus dieses "Weltentheaters", auf
dessen Bühne du deine Rolle in dem großen Drama spielst, die Rolle, die du dir
als Seele selbst geschrieben hast.
Alles in diesem "Fundus", alle Gewänder in dieser
Garderobe, bleiben erhalten und können irgendwann wieder
hervorgeholt werden, während ständig neue hinzukommen.
Das Ego hat die Fähigkeit, sich im Rollenspiel total zu
verlieren. Es ist dann "auf dieser Bühne" nur noch der Darsteller, der sich in
die Welt dieser Bühne und die Handlung hinein projiziert. (Hier soll diese
Metapher enden.)
* * *
Das Ego kann etwas, das die Seelen nicht selber können: Es
kann "egoistisch" sein. Ohne jegliche Weitsicht, Umsicht, Rücksicht, nur auf
sich selbst bezogen und nur für sich selbst handelnd. Das kann eine Seele nicht,
denn sie kann nicht nach menschlichem Werte-Muster werten. Könnten die Seelen
es, wären alle Inkarnationen nicht nötig. Eine Seele kann nur im Kollektiv
werten. Das einzige Gesetz heißt: "Liebe".
Wie geht das Ego vor?
Es "wertet" ständig. Es fragt ständig: "Ist das gut für
mich? Ist das schlecht für mich?" "Was bekomme ich dafür?"
Wenn es etwas für andere tut, dann fragt es nicht: "Ist das
gut für andere?", sondern es fragt, "ob es gut für die ist, die in seinem Sinne
handeln" und über die es Macht gewinnen oder erhalten will, und sei es nur ein
wenig. An deren Schicksalsfäden es mitweben will, weil es sie besitzen will.
Weil es ihre Anerkennung will.
Das Ego wertet und fällt damit fortwährend ein Urteil:
"gut" oder "schlecht". Es "verurteilt". Es arbeitet wie eine juristische
Instanz, wie ein Ankläger oder Staatsanwalt. Manchmal haben wir das Gefühl, daß
es "diesem Staatsanwalt" dabei nicht um Gerechtigkeit geht, sondern "um selber
sein eigenes Recht zu bekommen". Um seine Arbeit erfolgreich zu tun, um Erfolg
zu haben. Und so ist es auch. Um zu urteilen und zu verurteilen brauchen wir ein
Ego. Ein Ego, das weder gerecht noch ungerecht ist, das aber ständig vorgibt,
"gerecht und im Recht zu sein". Das sich mit Kraft und Stärke als der
Verteidiger des Rechts und der Wahrheit ausgibt.
Die Urteile brauchen wir, damit wir Halt und einen
Standpunkt haben, in diesem Sein von gegenseitigen Interessenkonflikten und
Beziehungen. Wir brauchen die Fähigkeit zu urteilen, "unsere Urteilsfähigkeit".
Und so finden wir auch Urteile über die Urteile, die andere bereits gefällt
haben. Aus diesem ständigen Konflikt wachsen neue Konflikte, fortwährend, die
wir per Ego mit immer neuen Urteilen für uns ordnen und regeln.
Das sind die Aufgaben des Egos, weil eine Seele nicht
verurteilen kann. Aber die Seele kann alle Erfahrungen, die wir durch das
Handeln unseres Egos gewinnen, als Substanz für das Wachstum von Bewußtsein
verwenden. Die Seelen können nicht in unserem menschlichen Sinne werten und
bewerten, weil sie nur aus bedingungsloser Liebe handeln können. Aber sie können
die Erfahrungen des Menschseins auswerten und damit das Allganze erweitern und
bereichern.
Du kannst dein Ego nicht abstellen, kannst es nicht für
überflüssig erklären, oder gar "töten". Du kannst es auch nicht überreden,
weniger egoistisch zu sein. Aber du kannst dir seiner Arbeit bewußt werden und
sie damit immer wieder für einen Augenblick unterbrechen. Und Du kannst damit
immer wieder einen höheren Aussichtspunkt erklimmen, von dem aus du neue
Einsichten in einer Ferne sehen kannst, der du noch zustrebst und die du noch
nicht erreicht hast. Am Ende steht dort dein Höheres Selbst und wartet auf dich.
Was ist das Tröstliche daran?
Du bist Gott selber, weil du irgendwann dort ankommen wirst
und weil er sich schon jetzt in dir verkörpert hat. Du hast es als Mensch nur
vergessen, weil du es als Gott so gewollt hast, um das Menschsein mit allen
Aufgaben und Ängsten "am eigenen Leibe" zu erfahren. Wenn du dort angekommen
bist, wirst du dich wieder erinnern, daß du Gott bist und mit der Erinnerung
wirst du augenblicklich wieder dieser Gott sein.
Jetzt bist du ein Mensch. Mit allen Schwächen, die das
Menschsein in sich birgt. Du kannst nicht vollkommen und perfekt sein, weil du
dann nicht deine eigentliche Aufgabe erfüllen könntest: "Die Welt fortwährend
mit Neuem zu erfüllen."
Ohne dich würde die Welt nicht grenzenlos sein. Es würde
ein ganz besonderer Aspekt fehlen: "Du" Und um diese Welt weiter ins Grenzenlose
wachsen zu lassen, mußt du jeden Tag ein anderer sein, damit du nicht immer das
Gleiche kreierst, was du gestern getan hast und davor und davor.... Und darum
bist du jeden Tag ein neuer Mensch, anders zusammengesetzt, aus Zellen, die es
gestern schon gab und aus völlig neuen, die sich über Nacht hinzugefügt haben,
während andere abgestorben sind.
Wenn der Gott, der sich in dir und allem verkörpert, es
anders gewollt hätte, dann hätte er sich nicht in diese Abhängigkeit seines
Sich-Selbst-Vergessens begeben und würde sich jeden Tag und jede Sekunde nur
selber begegnen. Dann würde er nicht das ständig Neue erschaffen, dann würdest
"Du" nicht ständig Neues erschaffen. Dann wäre die Welt wie in Stein gemeißelt
und nicht ein Prozeß des grenzenlosen Wachstums.
Was immer du tust, es bereichert die Welt. Aber du hast
immer die Wahl, es für das Ego zu tun oder für die Seele.
* * *
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